Schönes Leben, schöne Welt

14Dez2014

Nachdem nun über einen Monat nichts mehr auf meinem Blog erschienen ist, wollte ich mal wieder ein kleines Update bringen.

Am Donnerstag habe ich erfolgreich mein Semester mit meiner Spanischklausur abgeschlossen – am gleichen Tag war Emersons Abschlusszeremonie samt Robe, eckigem Hut (wie nennt man dieses Ding denn nun?) und Diplom bzw. Bachelorabschluss. Mit seinen Eltern, seiner Schwester und deren kleiner Tochter (jetzt schon ein Monat alt und immer noch putzig wie eh und je) ging es am Nachmittag zur Uni, wo im Freien Bühne und Stuhlreihen aufgebaut waren. Es gab einige Reden des Dekans, des Rektors, einiger Studenten, dann folgte die Diplomübergabe und wir machten noch ein paar Fotos. Irgendwann wurde es mir ziemlich kalt in meinem schicken Kleid und ich war froh, als wir zu Emerson nach Hause fuhren, wo ich mich umziehen konnte. Abends gab es dann noch Pollo a la brasa (gegrilltes Hähnchen mit Pommes und Salat) – mhmmmm, wie lecker! Wieso hab ich das nicht schon vorher probiert? Diesen Gedanken hatte ich auch, als wir die Woche zuvor Picarones gegessen haben – das sind donutförmige frittierte Krapfen, die man mit Honig oder Sirup isst. Ooooh, dafür könnte ich sterben!

Diplomübergabe ;)

Am Freitag folgte schon der nächste Abschied, denn Pauline veranstaltete noch einen letzten Umtrunk mit unserer Gastfamilie, bevor sie für einige Monate auf Reisen durch Südamerika geht und erst im März für ihr zweites Semester nach Arequipa zurückkehrt. Alles fing mit einer Flasche Rum an, was zu Mini-Salsa-Unterricht im Wohnzimmer und wildem Headbanging zu Miley Cyrus‘ „Wrecking Ball“ führte und barfuß mit vier Flaschen Rum und auf links gedrehter Oberbekleidung endete  Ich verabschiedete mich um halb fünf ins Bett, aber es war wohl noch bis halb sieben morgens Halligalli.

Ja und apropos Salsa: Mitte November habe ich auch endlich mal mit einem Tanzkurs begonnen. Drei mal die Woche für eine Stunde Salsa bzw. Bachata. Die Leute sind super nett und am meisten Spaß macht es, wenn der Tanzpartner gut führen kann. Geplant ist mal, in Deutschland damit weiterzumachen, wenn ich dort einen günstigen Kurs finden kann.

Gestern, am Sonntag dann, wollte ich endlich mal Plätzchen backen. Nachdem ich vor zwei Wochen schon mal eine Ladung Schokocrossies gemacht hatte (die man ja nicht backen muss, deshalb easy-peasy), sollte es nun ans Eingemachte gehen. Meine Gastmama hatte mir am Samstag alle Zutaten gekauft, aber ich musste dennoch ein paar Änderungen vornehmen: Statt der schön bequem verpackten Vanillinzuckertütchen, die es in Deutschland gibt, musste ich hier mit Vanilleessenz Vorlieb nehmen, die Mandeln musste ich selbst mahlen (dank Standmixer einfach), Haselnüsse wurden durch Walnüsse ersetzt (auch nicht schlecht) und statt der guten alten leckeren Butter gab es nur welche, die auf erstes Schnuppern hin nach Orange (?) roch… was bei Plätzchen ja nicht unbedingt verkehrt ist – also rein damit! Achja, und Johannisbeermarmelade gab es auch nicht, also habe ich Holundermarmelade genommen. Nomnomnom.

Mit dem Gasofen kamen wir ganz gut zurecht, auch wenn wir die Backzeit immer ein bisschen raten mussten. Apropos raten, eine Küchenwaage suchten wir zunächst vergeblich und selbst als uns Valeries Gastvater eine brachte, wurde unsere Schätzkunst gefragt. Denn solch ein antikes Stück, auf welchem wir Butter und Mehl abwogen haben, wurde wohl zuletzt im 19. Jahrhundert benutzt.


Insgesamt gut drei Stunden standen Valerie, Emerson und ich in der Küche und haben Husarenkrapferl, Heidesand und Vanillekipferl gemacht. Abends gab es dann noch heiße Schokolade mit meiner Gastfamilie und dazu Plätzchen. Schmecken zwar nicht ganz wie bei Mama daheim, aber ich wurde trotzdem gelobt :)

Auch interessant war der 2. Geburtstag und die Taufe der kleinen Kiara vor einer Woche. Es war ein Mordsspektakel. Um 10:30 ging es mit Kleid und Absätzen (bzw. Valerie und ich mit flachen Schuhen; Kiara hatte ein süßes weißes Kleidchen an) in die Kirche. Dort gab es eine Mini-Messe, die ca. 20 Minuten dauerte. Danach gingen wir zurück nach Hause, um alles für die Feier ins Auto zu laden: Dekoration, Luftballons, Piñata, eine Geburtstagstorte, Snacks und Fingerfood, einen Haufen Süßigkeiten (Gelatine, Popcorn, Chips, Flips, Gummibärchen, Kekse, Schokolade), Wasser, Pisco, Getränke für Cocktails, Schilder, Tischdecken, Spielzeug für die Kinder, Geschenke, einfach ALLES was das Kinderherz begehrt. Ab 13 Uhr haben wir im „Club Internacional“, einem großen Freizeitclub im Freien, alles aufgebaut und dekoriert, sortiert und einen großen Tisch voll mit Süßigkeiten und der Geburtstagstorte aufgebaut. Ab 15 Uhr kamen die Gäste und eine junge Frau in blauem Hosenanzug, die die Kinder unterhalten und Spiele mit ihnen gespielt hat. Außerdem gab es Fingerfood, Cocktails, Salchipapas, später noch Schweinefleisch mit Kartoffelgratin und Gemüse. Ab 18:30 sind dann alle gegangen. Kiara hatte von dem ganzen Tohuwabohu schon genug bevor die Gäste kamen und ist später auch mal für eine Stunde auf dem Arm meiner Gastschwester eingeschlafen. Die laute Musik und die vielen Menschen waren glaube ich ein bisschen viel für sie, denn sie hat immer wieder geweint oder gequängelt. Valerie und ich hatten natürlich nicht daran gedacht, uns Wechselkleidung mitzunehmen und saßen bis zum Schluss in Kleid und offenen Schuhen da – was spätestens ab 17 Uhr ziemlich kühl wurde. Ich werde das wohl nie lernen, dass es hier selbst bei der größten Hitze am Vormittag verdammt frisch wird, wenn die Sonne untergeht.

(V.l.n.r.) Meine Gastmama, meine Gastschwester, Kiaras Mama, Valerie und Kiara

Bald ist also Weihnachten – in einem fremden Land, ohne die eigene Familie, Weihnachtsmarkt, oder Winterjacke, dafür aber mit vielen neuen Eindrücken, Sonnenschein, einer zweiten Familie, anderen Traditionen. Ich bin gespannt, was der restliche Dezember bringt - ich genieße mein Leben hier auf jeden Fall gerade sehr :)

Arequipa Ende November - so schön :)^_^ Mittagessen mit Emersons Familie :)