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11Okt2016

Übermorgen Mittag geht es zurück nach Deutschland – nein, nein, nein :-( Wie schnell sind die letzten Wochen bitteschön vergangen? Noch kann ich es nicht richtig glauben. Dass tatsächlich schon wieder fünf Wochen vergangen sind. Unglaublich. Wieso kann ich nicht morgen früh aufwachen und es ist nochmal der 7. September. Täglich grüßt das Meerschweinchen? Nein? … :-(

 

 

Vor anderthalb Wochen war für vier Tage eine ganz liebe Freundin von mir in Arequipa, die süße Leonie. Sie studiert zur Zeit in Santiago de Chile für ein Semester und hatte gerade zwei Wochen frei. Diese Zeit nutzte sie, um durch die Atacama-Wüste im Norden, über Boliviens Salzwüste Salar de Uyuni, La Paz und den Titicacasee nach Arequipa zu reisen. Ich freute mich riiiiiesig, dass wir zwei uns am anderen Ende der Welt wiedersahen und dass sie tatsächlich die Zeit hatte, nach Arequipa zu kommen, während ich auch da bin. So verrückt! Immerhin ist diese Stadt nicht nur einfach die Stadt, wo mein Freund wohnt, sondern auch meine zweite Heimat. MEIN Arequipa.

Emerson und ich holten Leonie früh morgens um 5:30 in der Innenstadt bei einem Hostel ab und fuhren dann erst einmal wieder zu Emerson nach Hause, wo sie im ehemaligen Zimmer seines Bruders ihr Lager aufschlagen durfte. Dann folgten erst mal: Gespräche, Fotos, Sonnenaufgang, Frühstück.

In den wenigen Tagen unternahmen wir doch einiges, zeigten Leonie ein paar schöne Flecken der Stadt (Stichwort: Carmen Alto und Mirador de Yanahuara) und entführten sie ins Chaqchao, Pura Fruta, Museo del Pisco, Kloster Santa Catalina, Barrio San Lazaro, in einen typischen peruanischen Mercado und nicht zuletzt ins arequipeñische Nachtleben des Juergues (jueves [Donnerstag] + juerga [Party] = juergues).

Das wichtigste für mich jedoch war, dass sie meinen Emerson endlich kennenlernte. Nach meiner Mama ist Leonie die erste Person überhaupt, die mir wichtig ist, die meinen Freund persönlich kennenlernt. Und seine Familie, seine süße kleine Nichte und Tribilin.

Dennoch waren die vier Tage viel zu kurz, um ihr alles zu zeigen. Das heißt, wohl oder übel muss sie irgendwann nochmal herkommen. Und wer mag das nicht? Bei so einer schönen Stadt! :-)

 

Hier geht’s übrigens zu Leonies Blog über ihr Studium in Chile: http://leogoeschile.blogspot.pe/

 

Und auch die Tage vor Leonies Besuch und die Woche(n) danach hab ich die Zeit mit meinem Emerson sehr genossen. An einem Tag waren wir nachmittags bei einem Foto-Job, bei dem ich Assistentin war und danach ging ich doch glatt mit Emerson zu seinem Fotografie-Kurs, da es schon zu spät war, um davor nochmal heimzugehen und wir beide keinen Hausschlüssel hatten (und natürlich auch sonst niemand im Haus war). Nach seinem Kurs sind wir dann noch spontan veganes Sushi essen gegangen in EL BUDA PROFANO. Sehr zu empfehlen! Wir aßen eine leckere Suppe, noch leckereres Sushi und tranken Tee und Wein.

Andere Tage verbrachten wir im Freibad (Achtung: den Luxus eines beheizten Außenbeckens genießt man hier offensichtlich genauso wenig wie den eines beheizten Innenbeckens, d.h. kompletter Body Freeze beim Eintauchen ins Wasser), oder damit, Picarones zu essen und „Stranger Things“ auf Netflix zu schauen. An anderen Tagen machten wir eine Fahrradtour durch Yanahuara, aßen Queso Helado und genossen unsere Zeit zusammen. Wir gingen zum Friseur, ins Kino, zu Emersons Großeltern und fingen eine neue Serien-Sucht an: „Game of Thrones“. Jup. Ich hab es ausgesprochen. Davor war ich meistens nur genervt, wenn ich irgendetwas von der Serie im Internet las und hatte mir geschworen, sie nie zu sehen und wenn, dann dass ich sie blöd finden würde. Dass meine ehemalige Mitbewohnerin Andrea sie nach mehreren Folgen doof fand, hielt ich für eine Bestätigung dafür, dass die Serie tatsächlich – naja – doof war und ich ihr nichts abgewinnen können würde. Wiiiiiie falsch ich lag. Es brauchte nur die Überredungskunst von Emerson, die erste Folge zu schauen („Nur die allererste Folge, dann sehen wir, ob sie uns gefällt!“) und eine richtig fiese Grippe, die mich die letzte Woche hier in Arequipa ziemlich ans Bett fesselte (es gibt nur zwei Arten, wie man ans Bett gefesselt sein kann, und Kranksein ist definitiv nicht mein Favorit). Daher sind wir bereits bei – ähem – Staffel 4, Folge 2. Naja, so ist das halt… ;-)

 

Heute, am vorletzten Tag, trotzten wir der Rotznase und dem dicken Kopf und sind dann doch noch mal vor die Tür und zwar Richtung Vulkan. Wir suchten uns die Route zum Chachani raus und los ging es mit dem Auto. Bis wir irgendwann die Stadt hinter – oder besser: unter uns – gelassen hatten. Wir schossen Fotos, genossen die Aussicht – und ich war sehr amüsiert, dass Emerson so fasziniert davon war. Ich war ja schon mal hier gewesen, als ich 2014 das Downhill mit dem Mountainbike auf dem Chachani gemacht hatte. Aber Emerson wohnt hier und war noch nie so weit oben auf dem Vulkan. Ist das nicht komisch?! ;-) Das nächste Mal, wenn ich herkomme, so versprach ich es ihm, würden wir das Downhill zusammen (erneut) machen.

So, gleich kommt Emerson von seinem Fotografiekurs und dann gibt es noch eine Folge „Game of Thrones“. Mal sehen, was der letzte Tag morgen so bringt. <3

 

Käsespätzle, Kaiserschmarrn – viel Essen und ein HIIT.

19Sept2016

Nachdem wir letztes Wochenende bei einem guten Freund von Emerson zu Hause waren, ein bisschen was tranken (die Jungs Rumcola und ich Bier) und feierten, ließen wir es dieses Wochenende etwas ruhiger angehen. Am Freitag überredete ich Emerson, mit mir ein HIIT-Workout zu machen. Stellte sich heraus, dass das, ähnlich wie beim Schwimmen, hier in Arequipa gar nicht mal so einfach ist, wenn man die Lungen eines Flachländers hat. Ich schnaufte schon in der ersten von drei Runden wie ein Tier und war danach halbtot. Mein einziger Trost war, dass es auch Emerson nicht leicht fiel und dass ich so gut wie keinen Muskelkater davontrug (da meine Lungen schon nachgaben bevor sich meine Muskeln überhaupt anstrengen konnten…).

 

Die vergangene Woche durfte ich außerdem gleich mehrmals kochen. Als erstes kamen selbstgemachte Käsespätzle auf den Tisch. Die hatten wir letztes Jahr kurz bevor ich nach Deutschland zurückkehrte schon mal versucht zuzubereiten, was allerdings daran gescheitert war, dass wir aus Versehen „harina preparada“ benutzt hatten, also Mehl angereichert mit Backpulver. Das machte aus dem kompakten Nudelteig im siedenden Wasser einen fluffigen Teigteppich. Aber definitiv keine Spätzle. Diesmal ging alles gut, vor allem dank unseres neu erworbenen Lesetalents durch das wir auf „harina sin preparar“, also gutes altes super normales Weizenmehl zurückgriffen. Ein Traum.

Als nächstes kochte ich ein paar Tage später Kichererbsencurry mit Limettenjoghurt für die Familie – dachte ich zumindest. Das hätte beinhaltet: Emerson, ich, seine Eltern, seine Schwester und seine Nichte. Da ich sonst meistens nur für mich selbst oder höchstens mal ab und an für zwei koche, war es schon eine Herausforderung für mich, die Mengenangaben so anzupassen, dass es nicht nur für 5 ½ Personen reichte, sondern vor allem für 4 ausgewachsene Peruaner, die ja bekanntlich ordentlich große Portionen verdrücken. Ich rechnete also für 6. Später sagte mir Emerson, dass noch eine Tante vorbeikommen würde. Joa. Aus der einen Tante wurden dann drei Tanten, ein Onkel, zwei Cousins und ein weiteres Kleinkind. Gott sei Dank brachten sie aber noch Ceviche und Chicharrón de pescado (frittierten Fisch) mit, sodass wir am Ende eine Art Buffet hatten. Alle wurden satt und es blieb sogar noch ein wenig Curry übrig, das wir am nächsten Tag leer aßen. Mein Essen kam bei der ganzen Familie sehr gut an. Juhu! :-)

Gestern gingen wir dann Adobo essen. Das ist ein typisch arequipeñisches Gericht, das hier sonntags zum Frühstück gegessen wird. Mich erinnert es sehr an Gulaschsuppe mit dem Unterschied, dass es mit Schweinefleisch serviert wird. Dazu gibt es das typische „Pan tres puntas“, Brötchen mit drei Ecken, und danach ein „Té piteado“, Tee mit einem Schuss Anisschnaps. Zur Verdauung. Und sehr lecker. Ich mag ja eh (Kümmel-)Anistee sehr gerne.

Danach fuhren Emersons Schwester und Mama zum Markt, während Emerson und ich ein spätes Mittagessen zubereiteten – Kaiserschmarrn. Ich weiß nicht mehr, wie mir das in den Sinn kam, denn ich hatte bis dahin auch noch nie Kaiserschmarrn zubereitet. Es ist uns aber sehr gut gelungen, finde ich. Wir machten dazu noch Apfel-Papaya-Mus und bestreuten das ganze mit Puderzucker und Zimt. Auch Emerson hat es sehr gut geschmeckt und wir ließen seiner Mama und seiner Schwester noch etwas übrig, die es ebenfalls lecker fanden.

Heute gab es dann Tortilla-Wraps mit Salsa (Tomate, Frühlingszwiebel, Paprika, Kidneybohnen, peruanischer Mais, Koriander, Limettensaft, Kumin, Salz und Pfeffer), Guacamole, Salat und Falafel. Sogar die kleine Alondra hat sich die Falafel schmecken lassen.

Außerdem bin ich heute das erste Mal Automatik gefahren. Wir mussten in der Metro noch die Tortilla-Wraps kaufen und auf dem Rückweg durfte ich fahren. Ich muss sagen, Automatik ist ziemlich einfach. Allerdings bin ich noch nicht viel gefahren, nur kurz zur Tankstelle vor und dann wieder zurück zum Haus (ca. 1km). Das nächste Mal traue ich mich dann vielleicht in den wilden arequipeñischen Straßenverkehr. Mal sehen.

Einmal La Joya und zurück, bitte.

13Sept2016

Heute waren wir in La Joya – eine Stunde von Arequipa entfernt, ein kleines Städtchen, naja, eher ein Kaff, aus dem Emersons Mama kommt. Vor einem Monat ist eine seiner Tanten gestorben und abgesehen von der Beerdigung ist es hier auch üblich, einen Monat später eine Messe in Ehren des Verstorbenen abzuhalten und danach mit der ganzen Familie zusammen zu sein. Das taten wir heute. Zunächst gab es eine Messe in der kleinen Kirche von La Joya, die ca. eine Stunde ging. Die Kirche war voll! Danach fuhren wir zu Emersons Verwandten und es gab Mittagessen für alle – und mit alle meine ich ca. 100 Leute. Irgendwann konnte ich mir nicht mehr merken, wer jetzt wessen Tante / Tochter / Cousin / Nichte / Schwager / Großonkel war. Emerson stellte mich einfach allen vor und wir begrüßten uns mit dem für Peru typischen Küsschen auf die rechte Wange. Das gleiche dann rückwärts bei der Verabschiedung.

Abgesehen von Emerson und seiner Mama hatten wir noch Emersons Nichte dabei, die uns wunderbar unterhielt. Zunächst einmal hatte sie ein absolut zuckersüßes rotes Kleidchen an, dazu die passenden schwarzen Schühchen mit weißen Rüschensocken. Sie sah aus wie ein peruanisches Rotkäppchen. Die Kirche verging wie im Flug, weil wir die meiste Zeit damit beschäftigt waren, Alondra vom Plappern und Klettern abzuhalten. Alles in allem war sie aber sehr brav.

Die Fahrt nach La Joya (und zurück) war übrigens mal wieder ein Abenteuer. Manchmal habe ich echt das Gefühl, die Peruaner haben überhaupt keine Verkehrsregeln. Zumindest keine, deren Einhaltung die die Chance, lebend wieder daheim anzukommen, erheblich erhöhen würde. Aber wen juckts? Es wird überholt, wo eindeutig Überholverbot ist (vor Kreuzungen, in der Kurve, vor der Kurve, bergauf…), LKWs haben viel zu viel aufgeladen und unzureichend gesichert, Schlaglöcher über Schlaglöcher. Und das Beste: es gibt doch tatsächlich Zahlstationen, „peaje“, so wie es sie in Frankreich oder Spanien z.B. gibt. Kostet zwar „nur“ 5 Soles (1,50€), aber ich frage mich, wofür da eigentlich gezahlt wird. Man sieht zwar immer wieder kleinere „Baustellen“ und Straßenarbeiter in voller Montur, die graben und hebeln und umladen – dennoch sind die Straßen nicht mal ansatzweise vergleichbar mit denen in Westeuropa. Ist noch ein weiter Weg bis dahin – im wahrsten Sinne.

 

 

Weitere Kinder- Vokablen:

„No-no-no“ – nein

„Oya“ – La Joya

“Te amo” – (ja, genau so gehört) Ich liebe dich (Alondra zu ihrer Mama vor der Abfahrt, süüüüß)

„pata“ – planta, Pflanze

„Wuau wuau“ – wau-wau oder Hund

„Opa“ – ropa, Kleidung

„Iba“ – arriba, (nach) oben

„Bia“ – fría, kalt

„Ma me“ – mama, ven, Mama, komm her.

„Me“ – ven, komm her.

Ich bin zu Hause.

09Sept2016

Fast zwei Jahre später und ich bin mittlerweile das dritte Mal in Arequipa – „der Liebe wegen“, so hat es meine Mama genannt. Und sie hat Recht.

Im Februar 2016, genauer gesagt am Valentinstag und just 1 Jahr nachdem ich Peru verlassen hatte, war ich das erste Mal zurückgekehrt. Einfach, weil ich nicht anders konnte, weil ich musste und weil ich durch mein Praktikum, das ich zuvor absolviert hatte, auch genug Geld für ein Ticket beisammen hatte. Mit offenen Armen wurde ich empfangen. Von Emerson, mit einer Sonnenblume (quasi „unserer“ Blume) in der Hand und einem nervösen aber freudigen Lächeln. Ich konnte erst mal gar nichts sagen, ich hatte komplett die Sprache verloren und drückte meine Freude mit einer nicht enden wollenden Umarmung aus. Am Anfang war alles wie neu, doch das legte sich innerhalb der ersten 24 Stunden. Dann klebten wir schon wieder wie – naja, wie Arsch auf Eimer eben.

Fast zwei Monate war ich bei Emerson, sogar zwei Wochen auf Reisen waren wir. Wir verbrachten tolle Tage in Lima, Piura und Máncora – Strand, Meer und tausendundein Insektenstich. Zwar endete der Urlaub mit einer fetten Erkältung und einer von Emerson verordneter „Ventilatorruhe“, ergo einer stickigen Nacht ohne Luftzug unterm Moskitonetz, alle Viere von mir gestreckt, mit trockenem Hals, verstopfter Nase und schlaflos, aber es war trotzdem sehr sehr schön. Wir flogen das erste Mal zusammen im Flugzeug, waren selbstständig, bestellten an einem verregneten Abend Pizza ins Hostel, schwiegen uns an, versöhnten uns wieder, lebten von Insektenschutzspray und CDS (Anm. d. Red.: Chlordioxidlösung, verordnet von einer Ernährungswissenschaftlerin Schrägstrich Heilpraktikerin gegen meinen nervösen Verdauungstrakt*, haha :D) und wohnten der wunderschönen Hochzeit von Emersons Cousine Karla und ihrem Mann Santiago auf einer Yacht vor dem Hafen Limas bei.

Lima LimaHochzeit auf der Yacht :)In Piura - mit neuem Paja-Hut :) MáncoraDie Glocke der Kathedrale von Arequipa - und ich

Die Zeit von Februar bis April verflog so schnell, dass ich es kaum glauben konnte, als es wieder vorbei war. Die letzte Nacht lagen wir Arm in Arm, nicht wirklich schlafend, und alles, was mir durch den Kopf schwebte war „Ich will nicht gehen, ich will nicht gehen, ich will nicht gehen, ich will nicht gehen…“

Es war ein bombastisch schöner Morgen, als ich in Arequipa ins Flugzeug stieg, meinen neuen Hut aus Piura tief ins Gesicht gezogen, damit die Menschen mich nicht weinen sahen. Und ich war fest entschlossen, wiederzukommen.

Ari quepay Chau, Arequipa. Bis bald!

 

Tja, und hier bin ich, genau fünf Monate später. Genauso nervös bei der Ankunft wie im Februar, genauso müde von der Reise, genauso erfreut, meinen Emerson wiederzusehen und genauso sprachlos als wir uns endlich umarmten.

Zuhause wurde ich dann auch schon von der restlichen Familie begrüßt, trank einen Tee, packte meinen Koffer aus und ruhte mich bis zum Mittagessen ein bisschen aus. Emersons kleine Nichte wird im November schon zwei Jahre alt und hat sich in den letzten fünf Monaten, in denen ich nicht da war, sehr verändert. Vor allem fällt mir auf, dass sie jetzt schon mehr spricht, nickt und mit dem Kopf schüttelt, zeigt und lacht, Zusammenhänge versteht, sozusagen schon eine richtige kleine Konversation führen kann.

Stolz hat sie mir direkt am ersten Tag ihre Puppen gezeigt, „bebe“. Auf meine Frage, wohin ihre Mama gegangen sei, antwortete sie „mami uuuh“ („La U“ – die Uni). Und mich kennt sie natürlich auch noch, ruft sie mich doch konsequent mit „tíaaaa“ (Tante). Wenn vom Mittagessen Fleisch übrig bleibt, zeigt sie darauf und sagt „ibi“ – für Tribilin, den Hund. Und das absolut goldigste geschah als ich Emersons Familie meine Mitbringsel überreichte, Alondra ihr Frozen-Holzpuzzle öffnete und dann mit einen strahlenden Lächeln und weit geöffneten Armen zu mit her getapst kam und mich umarmte. Das schönste Danke der Welt.

 

Weitere Kinder-Vokabeln:

„mia“ – mira, schau mal.

„aua“ – agua, Wasser.

„ano“ – vamos, gehen wir.

„ano“ – mano, (gib mir die) Hand

„dau“ – chau!

„peto“ – hueso, Knochen (für „ibi“)

 

Tribilin ist so süß und verliert so viele Haare wie eh und je. Aber man kann einfach kaum an ihm vorbeigehen ohne ihm ein paar Streicheleinheiten zu verpassen. Emerson und ich nennen ihn immer neckisch „la policía“, da er ständig meckert, wenn wir uns umarmen. :D

Gestern waren wir zusammen mit Montse (Mexikanerin, war schon 2014 beim Austausch dabei und ist gerade erneut für ein Auslandssemester in Arequipa) im Schwimmbad, um ein paar Bahnen zu schwimmen. Auch hier habe ich mal wieder ein paar Dinge gelernt: Erstens, man (und frau) MUSS in den Schwimmbädern immer eine Badekappe aufziehen. Zweitens, in Peru lernt man als Kind zuerst Kraulen, bevor man Brustschwimmen lernt. Komisch, oder? Und drittens, zwei Bahnen im auf 2335 Metern Höhe gelegenen Arequipa fühlen sich an wie 25 im flachen Karlsruhe. Ich war danach so was von absolut todmüde, aber die Dusche, das Mittagessen, und der Ausflug zu Metro mit Emersons Mama und seiner Nichte hielten mich wach, sodass ich sogar bis nach 22 Uhr durchhielt (5 Uhr morgens in Deutschland). Ein kleiner Fortschritt, wenn man bedenkt, dass ich am Tag zuvor um 19:30 über meinem Handy eingeschlafen bin – in Klamotten, mit angeschaltetem Licht und laufendem Fernseher – und nicht einmal wirklich merkte, dass und wann Emerson von seinem Abendkurs heimkam und sich zu mir ins Bett legte.

Heute war ich dafür schon um 5 Uhr hellwach. Blieb aber noch ein Weilchen liegen, laß in meinem Buch während Emerson noch schlief bzw. später mit Tribilin Gassi ging. Nach dem Frühstück – Haferschleim mit Lúcuma, Tee und Brot mit meinem mitgebrachten Papaya-Curry-Aufstrich – sind wir auf dem Markt gefahren, haben Obst und Gemüse, Hühnchen, Reis, Nudeln und Gewürze eingekauft. Der Kühlschrank platzt aus allen Nähten. Am Sonntag darf ich für die Familie kochen: Kichererbsencurry habe ich mir vorgenommen.

Den Rest des Nachmittags haben wir gemütlich ausklingen lassen. Ich habe mein Buch fertig gelesen, Emerson hat eine Siesta gehalten, dann ist er los zu seinem Fotografie-Kurs. Mal schauen, was die nächsten Tage und Wochen so bringen :-)

 

I'm home :)

 

*PS: Es hat geholfen. Im Gegensatz zu sämtlichen Antibiotika und sonstigen Medikamenten, die ich zuvor ausprobiert hatte.

Der letzte Tag in Arequipa

12Feb2015

"Ich sag jetzt alles, was ich dir nie gesagt hab.

Gib mir ein' Kuss, dann bricht der letzte Tag ab."

 

 

 

Heute fliege ich also nach Hause und kann es im Moment noch gar nicht wahrhaben. Wenn ich ein Fazit dieser Zeit ziehen muss, die ich hier verbracht habe, dann muss ich tief Luft holen und gaaaaanz weit ausholen...

Peru. Es war schrecklich, es war großartig, es war abenteuerlich: die ersten fünf Wochen wollte ich nur nach Hause! Weil es mir nicht gut ging oder weil ich meine Freunde und Familie vermisste, weil ich in der Uni nur Bahnhof verstand oder weil ich einfach nur eine Heulsuse war. So bin ich eben. Ein bisschen Drama muss sein. Manchmal wünschte ich mir nichts sehnlicher als wieder zu Hause zu sein und konnte den Tag der Heimreise kaum abwarten.

Als ich mich dann endlich damit abgefunden hatte, dass ich ganz allein die Entscheidung getroffen hatte, so weit weg nach Peru zu gehen und dass ich das halbe Jahr hier sein würde, bin ich so dermaßen über mich selbst hinausgewachsen, dass ich es manchmal selbst nicht fassen kann. Die Menschen, die mir hier begegnet sind, waren bzw. sind zu gute Freunden, Tanzpartnern, Trostspendern, Reisebegleitern, Gesprächspartnern, und und und… geworden.

Wenn mir jemand gesagt hätte, was ich hier alles erleben würde – ich hätte es nicht geglaubt. Rafting, den Vulkan mit dem Fahrrad runterpacen, durch Berg und Tal wandern, drei Tage durch die Wüste, mit dem Sandboard die Dünen hinunter, zu Fuß Machu Picchu erklimmen und mit dem Rucksack durch den Regenwald… Alles Dinge, die mich sehr weit aus meiner Komfortzone herausgetragen haben. 10.000 Kilometer weit weg und mehrere tausend Meter nach oben, um genau zu sein. Wenn ich morgen wieder zu Hause bin, werde ich mit elf Flugzeugen geflogen, insgesamt gut vierzig Stunden in der Luft und etliche Stunden mehr in Bussen unterwegs gewesen sein. Ich habe während meiner Zeit hier in Südamerika meinen sonst so faulen Arsch an ein paar atemberaubende Plätze bewegt. Ich habe über 6400 Fotos gemacht; ich war sehr oft sehr glücklich, genau dort zu sein, wo ich gerade war. Es war alles in allem eine einzigartige Erfahrung, das steht fest. Ich habe gelacht, geweint, gezweifelt und viel dazu gelernt. Ich habe viel über mich selbst erfahren. Ich habe herausgefunden, dass ich mehr von der Welt sehen will. Dass ich zurückkehren will nach Südamerika und nicht nur dort hin. Ich habe herausgefunden, dass ich mutiger bin als ich dachte.

Heute ist der Tag, den ich, seit ich hier bin, am meisten gefürchtet und zugleich herbeigesehnt habe. Heute ist der Tag der Rückkehr, des Verlassens, die Aufteilung zwischen dem, was war und dem, was kommt. Die Gegenwart ist nur heute, nur in dieser Sekunde. Und diese Gegenwart verursacht in mir Angst wie auch Freude. Freude, meine Familie wieder zu sehen, meine Freunde, meine Stadt, mein Land, meinen Winter, mein Leben. Und Angst, weil ich hier meine Familie, meinen Freund, meine Stadt, mein Land, meinen Sommer, mein Leben zurücklasse. Denn Tatsache ist, dass ich jetzt zwei von allem habe. Zwei Leben, zwei Sprachen, zwei Zuhause. Peru wurde zu meiner zweiten Heimat.
Während ich hier war, hatte ich das schlimmste Heimweh meines Lebens, habe aber auch die besten Erfahrungen gesammelt und versucht, jeden einzelnen Tag zu genießen. Peru hat mir gezeigt, wie sich Traurigkeit, Neugier, Ruhe, Nervosität, Glück, Freiheit und Liebe anfühlen. Es hat mir viele erste Male beschert, viele zweite Blicke und die ewige Dankbarkeit, dass ich dies alles erleben durfte und darf. Es hat mir neue Freunde geschenkt, eine wunderbare peruanischen Familie, und eine Person insbesondere: einen tollen Kerl mit einem schönen Lächeln, einer liebevolle Seele und einem tiefgründigen Herzen: Emerson :-) Ich hätte nie gedacht, das wir all das zusammen erleben würden. Danke, Marjolaine, dass du uns „zusammengeführt“ hast. Und danke, Emerson, dass ich mich mit dir immer „safe and sound“ fühlen durfte. Und danke, dass du nie aufgehört hast, mich „zu nerven“, bis alles so kam, wie es kommen musste. Dies ist kein Lebewohl, sondern ein bis bald! ♥
Arequipa machte mich gespannt darauf, Peru noch besser kennenzulernen, mehr zu sehen. Arequipa ist eine sehr schöne Stadt, und ich habe mich hier nach der ersten Eingewöhnungsphase immer zu Hause gefühlt. Arequipa war überall, in allen Farben, hat mir Erbeben beschert, leichten und starken Regen, intensive Sonne, verrückten Straßenverkehr und Menschen, die wie Schildkröten durch die Straßen laufen. Arequipa hat mir ein wunderschönes Panorama der Vulkane und Berge geschenkt, ruhige Morgenstunden, laute Tage und wunderschöne Sonnenuntergänge. Ari quepay (Quechua: bleibt hier!), hier bin ich geblieben, für ein halbes Jahr, das sich wie eine viel zu schnell verflogene Woche anfühlte. Danke, Arequipa, dass du meine Tränen aufbewahrt, mein Lachen von deinen weißen Wänden widerhallen und mich jeden Tag meine Füße auf deinen Boden hast setzen lassen. Ich werde zurückkommen. So sicher, wie ich gerade hier bin, werde ich wieder hier zu sein.

Aber jetzt erst mal: AB NACH HAUSE! :-))

 

Ica und Ecuador

29Jan2015

Ica

 

Teil zwei unserer Reise. Kaum stiegen wir in Ica aus dem Bus, musste ich mir schon die Jacke vom Leib reißen, da es ziemlich heiß und schwül war. Hannah und ich wurden prompt von zwei Niederländern gefragt, ob wir mir ihnen ein Taxi zur Oase Huacachina teilen wollten und so fuhren wir direkt weiter Richtung Sanddünen. Dort angekommen checkten wir gleich mal ins nächste Hostel ein, was sich als „guter Fang“ herausstellte. Für ein Zweierzimmer mit Privatbad inkl. All-you-can-eat Barbecue am Abend, der Buggytour und Sandboarding zahlten wir 105 Soles pro Person. Zufrieden chillten wir uns erst mal an den Pool, genossen die Wärme und nachmittags ging es dann ab auf die Dünen. Die Buggytour ähnelte mehr einer Achterbahnfahrt, also richtig richtig cool, und das Sandboarding (bäuchlings auf einem Holzboard mit dem Gesicht nach vorne einen Sandberg hinunterbrettern) erschien auf den ersten Blick zwar ein wenig furchteinflößend, war aber der absolute Hammer und hat richtig Spaß gemacht. Nach gut zwei Stunden waren wir, mit Sand in Hose, Haaren und Schuhen, wieder zurück am Hostel. Ich sprang nochmal kurz in den Pool und dann duschten wir und machten uns fertig fürs Barbecue.

Nach ein bisschen Pisco und einem Tequila mit einem Kanadier, der uns betrunkenerweise ca. 45 Minuten versuchte zu überreden, mit ihm und seiner Freundin im Pool schwimmen zu gehen, beschlossen Hannah und ich, doch noch ein bisschen die Dünen hochzuklettern, um einen schöneren Ausblick zu haben. Bewaffnet mit Kamera und Taschenlampe gings im Schneckentempo bergauf. Dass wir ein bisschen einen hängen hatten machte es leider nicht leichter und so kehrten wir nach ca. 1/3 der Strecke und ausführlichen Unterhaltungen über… ein paar Dinge… um ;-)

 

Vor Huacachina

 

Am nächsten Tag verbrachte ich eigentlich die meiste Zeit in einer Hängematte, während Hannah ein bisschen durch Huacachina lief. Ich war einfach zu faul, hehe. Am Abend fuhren wir mit einem Taxi nach Ica um mit dem Bus nach Lima zu fahren. Leider hatte der Bus am Ende gut drei Stunden Verspätung. Blöd nur, dass wir von unserem Hostel in Lima ein Taxi bereitgestellt bekommen hatten, das uns sicher zum Hostel bringen sollte. Das war natürlich nicht (mehr) da. Und hinter uns schloss Oltursa seine Tore, sodass Hannah und ich fast alleine um halb drei Nachts mitten in Lima standen ohne einen Plan, was wir tun sollten. Denn wir würden ganz sicher nicht in irgendein x-Beliebiges Taxi steigen. Ein argentinisches Ehepaar nahm uns dann in ihrem offiziellen Taxi mit und nachdem sie in ihrem Hotel angekommen waren, suchten wir zusammen mit dem Taxifahrer gut eine Stunde lang unser Hostel. Das lag aber dermaßen versteckt und sah irgendwie nach einem gewöhnlichen Wohnhaus aus, dass unser Taxifahrer (der übrigens sehr nett war) uns riet, lieber nicht dort rein zu gehen. Wir waren dann natürlich etwas verunsichert und beschlossen, dann doch direkt zum Flughafen zu fahren, da es eh schon fast 4 Uhr morgens war und wir um 6:30 schon wieder losgemusst hätten, um unseren Flug um 8:25 Uhr zu bekommen. Also wofür zwei Stunden lang ins Hostel? Geschlafen hätten wir ja sowieso nicht mehr…

Wir frühstückten dann nach dem Check-in gemütlich bei Starbucks und loooooooos gings nach ECUADOR!

 

Ecuador

Im verregneten Quito angekommen, nahmen wir gleich ein Taxi und fuhren planlos ins Centro Histórico, fragten den Taxifahrer nach einem Hostel und er setzte uns bei „Mia Leticia“ ab – eine sehr gute Wahl! Die Besitzer waren wirklich sehr nette Menschen, gaben uns Tipps, wie wir wo hinkamen, wo wir essen gehen könnten, wo es eine Bank gab, was wir uns anschauen konnten.

Nachdem wir uns ein bisschen ausgeruht hatten, erkundeten wir mit Regenschirm ein bisschen die Altstadt, lagen aber abends früh im Bett, da wir ja die Nacht zuvor „durchgemacht“ hatten. Gut‘ Nacht!

Am nächsten Tag fuhren wir nach einem sehr leckeren Frühstück – zwei Hörnchen für jeden mit Butter und Marmelade, Kaffee oder Tee (mit oder ohne Milch und Zucker) und ein leckerer frischer Saft – mit dem Bus ca. eine Stunde lang aus der Stadt raus zu Mitad del Mundo – zur Mitte der Welt, also an den Äquator. Mit 3,50$ war der Eintritt auch nicht allzu teuer und das „Dorf“ ist wirklich sehr schön gemacht. Gut zweieinhalb Stunden verbrachten wir dort, schlenderten dann noch ein bisschen durch die Souvenirläden und fuhren dann wieder mit dem Bus zurück in die Stadt. Supermarkt, Hostel, Bett. :D

 


 

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich nur „geschwind“ nach Quitumbe fahren, um am Busterminal unser Ticket nach Guayaquil zu kaufen, doch die Fahrt im Bus erwies sich als Stadtrundfahrt im Stehen. Gute zwei Stunden brauchten wir hin und zurück und hatten danach nicht mehr wirklich viel Energie, was Großes zu unternehmen. Wir schlugen also ein bisschen Zeit im Zentrum tot, kauften ein paar Postkarten, aßen eine Empanada und relaxten dann noch ein paar Stunden im Eingangsbereich des Hostels mit unserem Gepäck, bis uns ein Taxi (wesentlich schneller als mit dem Bus) zum Terminal fuhr. Unser Bus war relativ pünktlich und auch relativ bequem, allerdings waren wir schon früher in Guayaquil als gedacht, nämlich um kurz vor sechs Uhr morgens. Da wir ja schon im Terminal waren, kauften wir uns gleich noch das Ticket nach Montañita am nächsten Tag.

Mal wieder verließen wir uns auf die Kenntnisse unseres Taxifahrers und ließen uns von ihm ins Zentrum zu einem Hostel fahren. Es war schwül und sehr heiß in Guayaquil und damit ein krasser Kontrast zum kühlen und verregneten Quito. Wir schliefen erst mal noch ein bisschen in unserem stickigen Hostelzimmer und gingen dann ab vormittags auf Stadterkundung. Wir wollten uns eigentlich zuerst einen Stadtplan in irgendeiner Touristeninfo holen, aber mit durchfragen liefen wir ca. eine Stunde ständig in eine andere Richtung. Irgendwann standen wir dann durch Zufall direkt vor der Touristeninfo und bekamen tatsächlich eine Karte. Juhu! Dann schlenderten wir ein bisschen den Malecón (Promenade) entlang und setzten uns mit einem Saft in den Parque de Iguanas, wo dutzende Leguane auf dem Rasen und auch mitten auf dem Weg chillten.

Abends gingen wir dann noch lecker essen und packten auch schon wieder die Rucksäcke, da wir ja am nächsten Tag gleich um 9 Uhr früh mit dem Bus nach Montañita fahren würden.

Parque de las Iguanas

 

Gegen 12 Uhr am Dienstag kamen wir in Montañita an – auch hier schönes Wetter, Sonne, warm. Unser Hostel fanden wir sofort, beziehungsweise es fand uns, haha. „Punta Hills“, ein bisschen außerhalb gelegen, deshalb aber noch lange nicht leiser. Unser Schlafraum und das Gemeinschaftsbad teilten wir uns mit ein paar anderen Mädels und diesen ekligen Grillen, die hier (und auch schon in Guayaquil) überall rumkrabbelten (und leider auch flogen…) Igitt igitt… Am ersten Abend hatte ich so meine Probleme mit den Tierchen, weil ich das Gefühl hatte, dass ständig neue aus irgendwelchen Ecken gekrabbelt kamen, in Hochbettholzkanten saßen und von Vorhängen heruntergeflogen kamen. Ich mummelte mich in mein Bettlaken und hoffte einfach schnell einzuschlafen – was nicht so einfach war, denn direkt über uns war die Bar des Hotels und die hatte (wir auch unser Zimmer zum Teil) einen Holzboden. Es war also alles sehr hellhörig. Unser Frühstück bestand am ersten Tag aus vier Hörnchen und einem Furz Marmelade und Butter, zwei Kaffee (ich wurde leider nicht gefragt, ob ich einen Kaffee möchte. Ich habe ihn dann nicht getrunken, denn ich mag Kaffee nicht wirklich…) und… ähm, ja das wars. Die darauffolgenden Tage bekamen wir schon nur noch drei Hörnchen (macht ja Sinn bei zwei Personen), aber immerhin durfte ich dann einen Tee haben. Satt wurden wir eigentlich trotzdem nie. Am Abend bzw. am Mittag gab es dafür umso besseres Essen im hoteleigenen Restaurant, denn der (peruanische!) Koche hatte immer neue und leckere Angebote. So gabs am ersten Abend für mich Schwertfisch mit Mangosoße, Blattspinat und anderem grünen Gemüse, und am zweiten Tag einen Reisteller mit Hühnchen, Ingwer und Gemüse. Lecker!

Vier Tage blieben wir in Montañita. Die Vor- und Nachmittage verbrachten wir am Strand – nur an einem Tag war es sehr bewölkt und hat sogar ein bisschen geregnet. Aber alles in allem war es sehr schön, mal wieder am Strand zu sein. Und: ich habe das erste Mal in meinem Leben in einem anderen Meer als dem Mittelmeer gebadet. Yay!

Samstags ging es dann abends wieder zurück nach Guayaquil und von da über Nacht direkt nach Quito. Wir hatten wieder im gleichen Hostel reserviert, in dem wir dort zuvor waren, frühstückten lecker und schauten uns mittags noch ein paar Kirchen im Centro Histórico an, bevor es am nächsten Morgen früh um 6 Uhr zum Flughafen ging. Peru, wir kommen!

Unsere Fahrt mit Oltursa von Lima nach Arequipa war wenig entspannend, denn obwohl wir Bus Cama gebucht hatten (also einen breiten Sitz, der sich um 160 Grad nach hinten stellen lässt), taten wir kaum ein Auge zu. Grund: der Bus hatte eine Geschwindigkeitsanzeige. Nun darf der aber nur höchsten 90km/h fahren. Unseren tollen Busfahrer hat das die meiste Zeit herzlich wenig interessiert und immer wenn er die 90km/h überschritten hat, gab diese beschissene Anzeige den lautesten Piepton aller Zeiten von sich. Aber nicht nur einmal, nein, sondern durchgehend, bis der Fahrer wieder unter die 90km/h kam. Was für ein absolut saudummer Einfall, so was in einen Bus einzubauen, in dem die Leute 17h eingepfercht sitzen und eventuell auch ein bisschen schlafen möchten. Durch meine Ohrstöpsel und Musik die ganze Nacht war zumindest einigermaßen erträglich, aber trotzdem ließ mich das nicht wirklich schlafen.

Ich war so froh, als wir endlich in Arequipa waren. Emerson holte uns ab und wir fuhren zuerst Hannah nach Hause und dann zu ihm. Die letzten zwei Wochen bleibe ich bei ihm zu Hause, denn in meiner Gastfamilie sind ab Ende Januar schon wieder neue Austauschstudenten oder –praktikanten.

Die letzten zwei Wochen sind also angebrochen. Emerson und ich gehen dann auch noch für ein paar Tage an den Strand hier im Süden. Ursprünglich wollten wir in den Norden, aber nochmal so viel Busfahren und Fliegen?! Lieber zwei Tage mehr Zeit am Strand als sie in einem Bus zu verbringen, in dem man nicht mal für ne halbe Stunde ein Auge zutut.

Ich freue mich auf die verbleibende Zeit, aber auch schon sehr auf zu Hause. Bald! Bald… :)

Bolivien

13Jan2015

Copacabana und der Titicacasee

 

Endlich war es soweit – Rucksack gepackt, der Rest im Koffer verstaut und ab ging es mit Hannah nach Bolivien. Sonntagnacht fuhren wir mit einem spontanen Bus nach Puno, von dort weiter an die bolivianische Grenze, kurz hinter der das kleine Örtchen Copacabana am riesigen Titicacasee liegt (und damit meine ich riesig: knapp 16x so groß wie der Bodensee). Laut einer Freundin soll es dort viel schöner sein als im peruanischen Puno, was ja auch am See liegt, aber ich fand es nicht unbedingt ein Highlight. Das Wetter war trotzdem relativ schön und mild mit ein paar Wolken am Himmel. In Bolivien ist jetzt nämlich eigentlich Regenzeit. Nach einem ziemlich hektischen Mittagessen direkt am See fuhren wir mit dem Boot anderthalb Stunden lang zur Isla del Sol (für umgerechnet knapp 2,50€), wo wir eine Nacht in einem Hostel verbrachten. Wir erkundeten ein wenig das umliegende Gelände, lagen aber schon früh im Bett weil wir irgendwie total fertig waren. Dann wurde es auch ziemlich kalt in der Nacht, einmal sind wir auch vom Regen bzw. Gewitter wach geworden. Am nächsten Tag war das Wetter auch eher gemischt, auch wenn sich ab und zu die Sonne zeigte. Mit dem ersten Boot um halb elf ging es wieder zurück ans Festland. Diesmal bekamen wir einen Platz auf dem Dach des Bootes und hatten leider die Höhe (3800 Meter) und die heftigere Sonneneinstrahlung dadurch unterschätzt – verbrannten uns ziemlich die Nase, Wangen und Handoberflächen… autsch :(

Wieder in Copacabana angekommen nahmen wir gleich den nächsten Bus nach La Paz – also nochmal vier Stunden Fahrt. An einer Stelle mussten wir alle aussteigen und mit einem kleinen Boot über die Straße von Tiquina fahren – eben eine Stelle, an der es keine Brücke über den Titicacasee gab. Und unser Bus… joa, der wurde kurzerhand auf eine ziemlich simple Holz“fähre“ geladen und unter ziemlichem Schwanken ans andere Ufer befördert. Ach, Südamerika… :D

diese  

 

La Paz und Uyuni

 

Nach weiteren zwei Stunden Fahrt kamen wir endlich in La Paz an – eine absolut abartig riesige Stadt. Allein von den Randgebieten über El Alto in die Innenstadt fuhren wir gut eine Stunde. Die Mutter von Hannahs Gastmama wohnt dort und daher hatten wir eine Unterkunft, bei der wir nichts zahlen mussten. Also fuhren wir erst mal dort hin, duschten, aßen etwas und trafen uns mittags bei strömendem Regen mit einer Freundin von Hannah, Hanna (ja, echt jetzt :D), mit der wir unsere Tour nach Uyuni buchen wollten. Damit hatten wir dann auch ziemlich Glück, denn was wir nicht wussten, war, dass in und um Uyuni bald die Dakar stattfand und der Tag, den wir loswollten, der letzte mögliche Tag war, um dort eine Tour zu starten, bevor die Wüste für die Dakar gesperrt wurde. Puh!

Es war ziemlich arschkalt in La Paz, um es mal freundlich auszudrücken. Ungefähr acht bis zehn Grad und Regen. Und es gibt dort in den Häusern weder Heizungen noch eine vernünftige Isolierung. Also mummelte ich mich mit Leggins, Kapuzenjacke, Schal und Mütze ins Bett und schlief tief und fest.

Am nächsten Tag ging es dann abends los, wir fuhren mit dem Taxi (bzw. wegen des dichten Verkehrs liefen wir irgendwann) zum Busterminal, mussten dort dann noch etwas auf den verspäteten Bus warten und fuhren zwölf Stunden über Nacht nach Uyuni. Um acht Uhr morgens wurden wir von der Agentur abgeholt und ab elf ging es dann mit einem Jeep in einer Sechsergruppe (zwei Schweizer, eine Brasilianerin, die zwei Hanna(h)s und ich) mit unserm Guía Jaime los in die Salzwüste.

Wir fuhren zum Cementerio de los trenes, wo alte Züge vor sich hin rosteten, dann ging es weiter ins Salar, wo der komplette Boden bis zum Horizont weiß erstrahlte – alles Salz (Jap, habs probiert). Außerdem hielten wir an einem Salzmuseum und einer Insel voller riesiger Kakteen (Isla de Pescados), die wir für 30 Bs. erkunden durften. Abends schliefen wir in einem Salzhotel. Ja, auch hier war alles aus Salz: der Boden, die Wände und die Betten. Es war auch noch gar nicht so kalt, wie angekündigt, aber das sollte sich die nächsten zwei Tage ändern. Nach einer warmen Dusche und Abendessen gingen wir schlafen und standen am nächsten Tag um 6:30 wieder auf.

Wir fuhren aus der Salzwüste in die „richtige“ Wüste, zu vulkanischen Gesteinsformationen, zu verschiedenen Lagunen, wo es Flamingos gab und sahen unterwegs auch immer wieder Lamas und Vicuñas. Die Landschaft war einfach atemberaubend. Weitflächig, riesig, um uns herum Berge und Vulkane und zwischendurch immer mal wieder Felsbrocken, die wie absichtlich hin platziert aussahen. Bei der zweiten Unterkunft mussten wir ein bisschen suchen, bis wir ein Zimmer für uns fanden (diesmal alle sechs in einem) und es war deutlich kälter als in der ersten Nacht – lag eventuell an den 4300 Metern Höhe, auf der wir uns befanden. Vielleicht deshalb, aber garantiert auch weil ich zu wenig getrunken hatte, plagten mich heftige Kopfschmerzen und ich legte mich früh ins Bett.

Am dritten Tag hieß es um 4:30: Aufstehen! Damit wir die Geysire besser bestaunen konnten, ging es im Halbdunkel nach einem Pfannkuchen-Frühstück los und es war biiiiitterkalt. Ich hatte so gut wie alles an, was ich dabei hatte: Leggings, Jeans, dicke Socken, Handschuhe, Mütze, Schal, Shirt, Weste, Jacke. Brrrr…. Nach den Geysiren fuhren wir weiter zu den Thermalquellen, wo ich den zwei Hanna(h)s zusah, wie sie ins warme Wasser stiegen – mir war es zu kalt, um mich bis auf den Bikini auszuziehen. Danach ging es zur Laguna Verde, die bei Wind grün erscheint. Leider hatten wir kein Glück, denn es war windstill und die Lagune somit nicht wirklich grün. Die zwei Schweizer wollten noch eine Tour durch die Atacama-Wüste in Chile machen, also fuhren wir sie an die Grenze und danach gut sechs Stunden zurück durch die Wüste nach Uyuni. Auch von dort ging es nach ein bisschen warten und Tee trinken mit dem Bus zurück nach La Paz. Um neun Uhr morgens kamen wir an und fuhren erst mal zur Wohnung von Hannahs Gastoma, wo wir schööön kalt duschten :D

La Paz! La Paz in Uyuni  

Arbol de Piedra - GesteinsbaumLaguna Colorada Laguna Verde

 

Heimreise

 

Mit einem Minibus ging es dann für 15 Bs. ab drei Uhr mittags an die bolivianisch-peruanische Grenze in Desaguadero – ein ziemlich hässlicher Ort und für was anderes als den Grenzübergang auch nicht zu gebrauchen. Mit zwei Stempeln mehr im Pass suchten wir uns zurück in Peru eine Busagentur, die nach Arequipa fuhr und wurden auch schnell fündig. Nach nur anderthalb Stunden warten ging es los. Diese letzte Busfahrt fand ich ziemlich unbequem – ständig stiegen Leute aus und ein, liefen mit ihren riesigen Taschen durch den Gang, das Licht wurde an- und ausgemacht und so weiter. Schlafen konnte ich nicht wirklich. Um drei Uhr früh kamen wir montags in Arequipa an – ach, wie schön sich das anfühlte, wieder in „meiner“ Stadt zu sein. Reisen ist schon ganz schön anstrengend, vor allem das viele Busfahren. Ich freute mich vor allem, Emerson wieder zu sehen, da wir in Bolivien nur einmal die Chance auf Internet hatten und mein peruanisches Handy dort ja auch nicht funktioniert hatte. Jetzt erst mal anderthalb Tage durchschnaufen, Rucksack für wärmere Gefilde umpacken und dann warten auf uns: Sandboarding in Ica und das wunderbare ECUADOR! Vamos! :D

Zwei Feuerwerke und ein Abschied

03Jan2015

Als ich am 24. Dezember die Augen aufschlug, fühlte es sich an wie ein ganz gewöhnlicher Sommertag. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten. Kein Ho ho ho, kein Last Christmas im Radio und kein Herzklopfen. Hm. Nach dem Skypen mit der Familie, die schon zusammen saßen mit den Plätzchen auf dem Schoß und den Geschenken unterm Baum, machte auch ich mich ein bisschen schick und wartete lauschend ab.

Um 20 Uhr abends fuhren wir erst mal in den Supermarkt – ja genau. Mein Gastonkel wollte noch ein paar Geschenke besorgen und das eine Stunde vor Ladenschluss in einem Supermarkt, in dem sich zu diesem Zeitpunkt ungefähr die komplette arequipeñische Bevölkerung aufhielt. Meine Weihnachtsstimmung sank unter den Nullpunkt. Um 22 Uhr waren wir endlich wieder zu Hause, dann gab es Essen (HUNGER!), Truthahn samt Füllung mit Apfel- und Kartoffelpüree. Danach gab es Geschenke und um zwölf Uhr nachts wünschten wir uns alle fröhliche Weihnachten und schauten uns das Feuerwerk an, das hier (wie an Silvester) auch an Weihnachten üblich ist. Nach der heißen Schokolade mit Panetón (ähnlich wie Christstollen) saßen wir noch ein bisschen zusammen und dann bin ich ab ins Bett. Das deutsche Weihnachten mit meiner Familie gefällt mir definitiv besser, aber es war mal eine Erfahrung wert ;)

Fröhliche Weihnachten! :) Schoki und Paneton

 

Den nächsten Tag verbrachte ich mit Valerie, die ihre letzten Sachen für ihre Heimreise zusammenpackte. Abends begleitete ich sie und ihre Gastfamilie ans Busterminal, wo ich sie sogar ein bisschen beneidete, dass sie nach Hause flog. Aber das Gefühl verging schnell. Die kommenden Tage verbrachte ich hauptsächlich mit Emerson und ich merkte plötzlich, wie wahnsinnig schnell die Zeit verging. Dann war auch schon Silvester. Wir feierten bei Emersons Tante, wo es leckeren Pisco und etwas zu essen gab und wir um kurz vor Null Uhr damit begonnen, uns Reis, Mais und Linsen in alle Hosentaschen zu stecken – das soll Geldsegen im neuen Jahr bringen. Außerdem suchte sich jeder seine zwölf Trauben aus und bekam ein Glas Sekt. Vollbepackt ging es also aufs Dach, wo wir um Mitternacht unsere Trauben futterten – bei jeder darf man sich etwas wünschen, eine Traube steht für einen Monat im neuen Jahr. Dann schauten wir uns das Feuerwerk an und es gab ein paar Küsschen und Umarmungen.

Alles in allem fühlten sich diese letzten Tage von 2014 ziemlich surreal an. Weihnachten ohne kaltes Wetter und ohne Sonnenuntergang um 16:30. Ohne meine Familie, ohne leckere Plätzchen, ohne Weihnachtsmusik und Lebkuchen. Trotzdem war es eine Erfahrung, die ich machen wollte, musste und die mich, wie alles, was ich hier erlebe, bereichert hat. Und ich muss sagen – ich freu mich umso mehr auf Weihnachten im nächsten Jahr.

 

Frohes Neues!

Die Familie beim Essen :)

Schönes Leben, schöne Welt

14Dez2014

Nachdem nun über einen Monat nichts mehr auf meinem Blog erschienen ist, wollte ich mal wieder ein kleines Update bringen.

Am Donnerstag habe ich erfolgreich mein Semester mit meiner Spanischklausur abgeschlossen – am gleichen Tag war Emersons Abschlusszeremonie samt Robe, eckigem Hut (wie nennt man dieses Ding denn nun?) und Diplom bzw. Bachelorabschluss. Mit seinen Eltern, seiner Schwester und deren kleiner Tochter (jetzt schon ein Monat alt und immer noch putzig wie eh und je) ging es am Nachmittag zur Uni, wo im Freien Bühne und Stuhlreihen aufgebaut waren. Es gab einige Reden des Dekans, des Rektors, einiger Studenten, dann folgte die Diplomübergabe und wir machten noch ein paar Fotos. Irgendwann wurde es mir ziemlich kalt in meinem schicken Kleid und ich war froh, als wir zu Emerson nach Hause fuhren, wo ich mich umziehen konnte. Abends gab es dann noch Pollo a la brasa (gegrilltes Hähnchen mit Pommes und Salat) – mhmmmm, wie lecker! Wieso hab ich das nicht schon vorher probiert? Diesen Gedanken hatte ich auch, als wir die Woche zuvor Picarones gegessen haben – das sind donutförmige frittierte Krapfen, die man mit Honig oder Sirup isst. Ooooh, dafür könnte ich sterben!

Diplomübergabe ;)

Am Freitag folgte schon der nächste Abschied, denn Pauline veranstaltete noch einen letzten Umtrunk mit unserer Gastfamilie, bevor sie für einige Monate auf Reisen durch Südamerika geht und erst im März für ihr zweites Semester nach Arequipa zurückkehrt. Alles fing mit einer Flasche Rum an, was zu Mini-Salsa-Unterricht im Wohnzimmer und wildem Headbanging zu Miley Cyrus‘ „Wrecking Ball“ führte und barfuß mit vier Flaschen Rum und auf links gedrehter Oberbekleidung endete 😀😇😎 Ich verabschiedete mich um halb fünf ins Bett, aber es war wohl noch bis halb sieben morgens Halligalli.

Ja und apropos Salsa: Mitte November habe ich auch endlich mal mit einem Tanzkurs begonnen. Drei mal die Woche für eine Stunde Salsa bzw. Bachata. Die Leute sind super nett und am meisten Spaß macht es, wenn der Tanzpartner gut führen kann. Geplant ist mal, in Deutschland damit weiterzumachen, wenn ich dort einen günstigen Kurs finden kann.

Gestern, am Sonntag dann, wollte ich endlich mal Plätzchen backen. Nachdem ich vor zwei Wochen schon mal eine Ladung Schokocrossies gemacht hatte (die man ja nicht backen muss, deshalb easy-peasy), sollte es nun ans Eingemachte gehen. Meine Gastmama hatte mir am Samstag alle Zutaten gekauft, aber ich musste dennoch ein paar Änderungen vornehmen: Statt der schön bequem verpackten Vanillinzuckertütchen, die es in Deutschland gibt, musste ich hier mit Vanilleessenz Vorlieb nehmen, die Mandeln musste ich selbst mahlen (dank Standmixer einfach), Haselnüsse wurden durch Walnüsse ersetzt (auch nicht schlecht) und statt der guten alten leckeren Butter gab es nur welche, die auf erstes Schnuppern hin nach Orange (?) roch… was bei Plätzchen ja nicht unbedingt verkehrt ist – also rein damit! Achja, und Johannisbeermarmelade gab es auch nicht, also habe ich Holundermarmelade genommen. Nomnomnom.

Mit dem Gasofen kamen wir ganz gut zurecht, auch wenn wir die Backzeit immer ein bisschen raten mussten. Apropos raten, eine Küchenwaage suchten wir zunächst vergeblich und selbst als uns Valeries Gastvater eine brachte, wurde unsere Schätzkunst gefragt. Denn solch ein antikes Stück, auf welchem wir Butter und Mehl abwogen haben, wurde wohl zuletzt im 19. Jahrhundert benutzt.


Insgesamt gut drei Stunden standen Valerie, Emerson und ich in der Küche und haben Husarenkrapferl, Heidesand und Vanillekipferl gemacht. Abends gab es dann noch heiße Schokolade mit meiner Gastfamilie und dazu Plätzchen. Schmecken zwar nicht ganz wie bei Mama daheim, aber ich wurde trotzdem gelobt :)

Auch interessant war der 2. Geburtstag und die Taufe der kleinen Kiara vor einer Woche. Es war ein Mordsspektakel. Um 10:30 ging es mit Kleid und Absätzen (bzw. Valerie und ich mit flachen Schuhen; Kiara hatte ein süßes weißes Kleidchen an) in die Kirche. Dort gab es eine Mini-Messe, die ca. 20 Minuten dauerte. Danach gingen wir zurück nach Hause, um alles für die Feier ins Auto zu laden: Dekoration, Luftballons, Piñata, eine Geburtstagstorte, Snacks und Fingerfood, einen Haufen Süßigkeiten (Gelatine, Popcorn, Chips, Flips, Gummibärchen, Kekse, Schokolade), Wasser, Pisco, Getränke für Cocktails, Schilder, Tischdecken, Spielzeug für die Kinder, Geschenke, einfach ALLES was das Kinderherz begehrt. Ab 13 Uhr haben wir im „Club Internacional“, einem großen Freizeitclub im Freien, alles aufgebaut und dekoriert, sortiert und einen großen Tisch voll mit Süßigkeiten und der Geburtstagstorte aufgebaut. Ab 15 Uhr kamen die Gäste und eine junge Frau in blauem Hosenanzug, die die Kinder unterhalten und Spiele mit ihnen gespielt hat. Außerdem gab es Fingerfood, Cocktails, Salchipapas, später noch Schweinefleisch mit Kartoffelgratin und Gemüse. Ab 18:30 sind dann alle gegangen. Kiara hatte von dem ganzen Tohuwabohu schon genug bevor die Gäste kamen und ist später auch mal für eine Stunde auf dem Arm meiner Gastschwester eingeschlafen. Die laute Musik und die vielen Menschen waren glaube ich ein bisschen viel für sie, denn sie hat immer wieder geweint oder gequängelt. Valerie und ich hatten natürlich nicht daran gedacht, uns Wechselkleidung mitzunehmen und saßen bis zum Schluss in Kleid und offenen Schuhen da – was spätestens ab 17 Uhr ziemlich kühl wurde. Ich werde das wohl nie lernen, dass es hier selbst bei der größten Hitze am Vormittag verdammt frisch wird, wenn die Sonne untergeht.

(V.l.n.r.) Meine Gastmama, meine Gastschwester, Kiaras Mama, Valerie und Kiara

Bald ist also Weihnachten – in einem fremden Land, ohne die eigene Familie, Weihnachtsmarkt, oder Winterjacke, dafür aber mit vielen neuen Eindrücken, Sonnenschein, einer zweiten Familie, anderen Traditionen. Ich bin gespannt, was der restliche Dezember bringt - ich genieße mein Leben hier auf jeden Fall gerade sehr :)

Arequipa Ende November - so schön :)^_^ Mittagessen mit Emersons Familie :)

Auf dem Alten Gipfel der Inkas

05Nov2014

Endlich war die Zeit gekommen, in der mich meine Mama für einige Tage besuchen kommen würde und ich freute mich schon die ganze Woche wie ein Honigkuchenpferd, sie nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen zu können.

Mamá! :)

Gleich einen Tag nachdem sie angekommen war, ging es für uns auf eine mystische Reise – zur Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, Weltkulturerbe, eins der „neuen Weltwunder“, die Sehenswürdigkeit schlechthin in Perú.

Freitags nachts fuhren wir zehn Stunden lang mit dem Bus nach Cusco, wo die Höhe (3399 Meter) für meine Mama erst mal ein kleiner körperlicher Schock war: Kopfschmerzen und Übelkeit. Gut, dass wir vor der Abreise noch Tabletten gegen Soroche, die Höhenkrankheit, gekauft hatten. Diese halfen dann auch ein bisschen. Frühmorgens um sieben ging es von Cusco aus nach Poroy, etwa 20 Minuten Fahrt entfernt, von wo aus unser Zug nach Aguas Calientes fahren würde.


Mit dem blauen, von außen eher antiken, aber von innen sehr modernen Zug von PeruRail fuhren wir knapp vier Stunden durch die wundervolle Landschaft der Provinz Cusco bis wir (dann wieder fast 1000 Meter tiefer) im Dorf Aguas Calientes (früher: Machu Picchu Pueblo) ankamen. Wie an den Hang der umliegenden Berge geklebt lag das Dörfchen im Nebeldunst da und wir wurden direkt von Nieselregen begrüßt. Nach einer kurzen Suche fanden wir unser Hostel „Imperio de los Inkas“, checkten ein, und besuchten die Thermalbäder im Dorf, wo wir knapp eine Stunde im warmen Wasser relaxten.

 

An diesem Abend gingen wir früh ins Bett, denn am nächsten wollten wir möglichst mit dem ersten Bus zu Machu Picchu hinauf – was uns auch gelang. Um vier Uhr standen wir am Sonntag auf, packten uns warm ein und stellten uns in die Schlange. Tatsächlich saßen wir im allerersten Bus, der losfuhr und uns mit einem abenteuerlichen Tempo die Serpentinenstraße einige hundert Meter nach oben brachte. Pünktlich um 6 Uhr öffneten sich die Tore und wir betraten die im Nebeldunst liegende Inkastadt. Nach ein paar „typischen“ Touristenfotos vor der atemberaubenden Kulisse, folgten wir den Schildern zur sogenannten Inka-Brücke. Der Weg dorthin: steinig, schmal, feucht, aber lohnenswert. Leider kann man besagte Brücke nicht (mehr) direkt betreten, da vor einigen Jahren wohl mal jemand dort abgestürzt ist. Na dann schau ich mir das lieber mit Sicherheitsabstand an...

6 Uhr morgensManchmal muss man in eine andere Richtung schauen, um etwas wirklich zu sehen.    Die Inkabrücke

 

Da wir für den Aufstieg auf den Machu Picchu Montaña mitbezahlt hatten (nur S./ 14 mehr), ging es für uns dann ab 7 Uhr zum Eingang, wo wir unsere Namen eintragen mussten (und nach dem Abstieg auch wieder unterschreiben mussten, um zu bestätigen, dass wir wieder hinuntergefunden hatten). Dann ging es los: zunächst gemächlich bergauf, ein bisschen steinig, aber in Ordnung. Irgendwann aber sahen wir nur noch Treppenstufen über Treppenstufen, schmal, rutschig und ziemlich steil, und wir kamen sehr ins Schwitzen und ins Schnaufen. Nach gut zwei Stunden hatten wir es geschafft. Mit einem Highfive besiegelten wir unseren Triumph und wurden mit einer einzigartig tollen Aussicht belohnt: die komplette Ruinenstadt und Huaynapicchu im Hintergrund von ganz oben, mal komplett vom Nebel verschluckt, mal völlig freigelegt. Nach einer kurzen Rast ging es wieder nach unten und nach weiteren anderthalb Stunden hatten wir die 2585 Stufen (hoch und hinunter: 6170) hinter uns gelassen.

Mittlerweile war die Sonne herausgekommen und wir cremten uns ein, bevor wir uns durch die – zugegeben extreme – Touristenmenge quetschten und uns die Stadt von nahem ansahen. Was nicht fehlen durfte: Intihuatana – „der Platz, an dem die Sonne angebunden ist“. Eine Art Sonnenuhr, mit der die Inka damals den jährlichen Sonnenlauf bestimmten konnten und der auch als Kalender für religiöse Feste diente. Das war vor allem deswegen wichtig, weil sie vom Ackerbau lebten und dieser natürlich nur funktioniert, wenn man weiß, wann man aussähen und ernten muss. Ziemlich clever. Vor ein oder zwei Jahren habe ich das erste Mal von Intihuatana gehört - ähnliche rituelle Steine mit der gleichen Funktion gibt es auch in anderen Inka-Ruinen (z.B. in Pisac) und mir hat die Übersetzung des Namens so gut gefallen, dass ich ihn unbedingt sehen wollte. Check! :) :) :)

Intihuatana! :)

 

Nach insgesamt gut siebeneinhalb Stunden Aufenthalt auf Machu Picchu fuhren wir mit dem Bus zurück nach Aguas Calientes – eigentlich hatten wir den Weg nach unten wandern wollen, aber da wir leider zu wenig Wasser dabei gehabt hatten und so schon sehr ausgetrocknet waren (und die Sonne uns zusätzlich noch auf den Pelz knallte), entschieden wir uns für den Bus. Im Hostel angekommen, saßen wir erst einmal eine halbe Stunde bewegungslos auf dem Sofa und tranken Wasser. Dann ging es samt Gepäck zum Zug, der uns nach Cusco zurückbringen sollte. Wie schon auf dem Hinweg gab es auch nun wieder etwas zu futtern und zu trinken und wir wurden sogar mit einem kleinen Unterhaltungsprogramm, inklusive Modenschau des Bordpersonals, unterhalten, das uns sehr schöne Kleidung aus Baby-Alpaca-Wolle vorstellte.

In Poroy angekommen, wurden wir wieder vom gleichen Taxifahrer empfangen, der uns zum Bahnhof gefahren hatte, da wir ausgemacht hatten, dass er uns abholen würde. Er fuhr uns in unser Hotel in Cusco, „Tierra Viva“, wo wir in unser wirklich sehr schönes Zimmer eincheckten, und ich mich nach einer warmen Duschen alle viere von mir gestreckt auf dem Bett ausruhte. Oh je, wie taten mir die Beine weh!

 

Am nächsten Morgen machten wir eine Stadtrundfahrt durch Cusco und besuchten die Inkaruine Sacsayhuamán, gelegen auf dem Hügel oberhalb der Stadt. Nur noch dreißig Prozent von dieser ehemaligen zeremoniellen Festung sind heute erhalten, da die spanischen Eroberer die teilweise tonnenschweren Steine in die Stadt nach unten schafften und mit ihnen die Grundmauern vieler neuerer Gebäude bildeten.

 

Den restlichen Tag schlenderten wir noch durch die Innenstadt, Plaza de Armas, Plaza San Blas, Avenida El Sol und holten dann abends unser Gepäck aus dem Hotel und fuhren zum Busbahnhof. Ab 20 Uhr ging es dann zurück nach Arequipa, wo wir Dienstagmorgen um 6:30 Uhr ankamen (Und ab 10 durfte ich dann zur Uni *schnüff*)


 

Ich glaube, die Reise zu Machu Picchu ist eins der touristischsten Ziele überhaupt in Perú, aber man kann einfach nicht hierherkommen, ohne es gesehen zu haben. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, so früh aufzustehen und als einer der ersten Menschen oben zu sein. Und auch der Zeitpunkt, der Anfang der Regenzeit, war perfekt; eine Kombination aus den mystischen, nebligen Morgenstunden und einem sonnigen und blaubehimmelten Vormittag hat uns einen schönen Tag beschert.

Und das ganze dann auch noch mit meiner allerliebsten Lieblingsmama – gibt es etwas Besseres? :-)