Berichte von 11/2014

Auf dem Alten Gipfel der Inkas

05Nov2014

Endlich war die Zeit gekommen, in der mich meine Mama für einige Tage besuchen kommen würde und ich freute mich schon die ganze Woche wie ein Honigkuchenpferd, sie nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen zu können.

Mamá! :)

Gleich einen Tag nachdem sie angekommen war, ging es für uns auf eine mystische Reise – zur Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, Weltkulturerbe, eins der „neuen Weltwunder“, die Sehenswürdigkeit schlechthin in Perú.

Freitags nachts fuhren wir zehn Stunden lang mit dem Bus nach Cusco, wo die Höhe (3399 Meter) für meine Mama erst mal ein kleiner körperlicher Schock war: Kopfschmerzen und Übelkeit. Gut, dass wir vor der Abreise noch Tabletten gegen Soroche, die Höhenkrankheit, gekauft hatten. Diese halfen dann auch ein bisschen. Frühmorgens um sieben ging es von Cusco aus nach Poroy, etwa 20 Minuten Fahrt entfernt, von wo aus unser Zug nach Aguas Calientes fahren würde.


Mit dem blauen, von außen eher antiken, aber von innen sehr modernen Zug von PeruRail fuhren wir knapp vier Stunden durch die wundervolle Landschaft der Provinz Cusco bis wir (dann wieder fast 1000 Meter tiefer) im Dorf Aguas Calientes (früher: Machu Picchu Pueblo) ankamen. Wie an den Hang der umliegenden Berge geklebt lag das Dörfchen im Nebeldunst da und wir wurden direkt von Nieselregen begrüßt. Nach einer kurzen Suche fanden wir unser Hostel „Imperio de los Inkas“, checkten ein, und besuchten die Thermalbäder im Dorf, wo wir knapp eine Stunde im warmen Wasser relaxten.

 

An diesem Abend gingen wir früh ins Bett, denn am nächsten wollten wir möglichst mit dem ersten Bus zu Machu Picchu hinauf – was uns auch gelang. Um vier Uhr standen wir am Sonntag auf, packten uns warm ein und stellten uns in die Schlange. Tatsächlich saßen wir im allerersten Bus, der losfuhr und uns mit einem abenteuerlichen Tempo die Serpentinenstraße einige hundert Meter nach oben brachte. Pünktlich um 6 Uhr öffneten sich die Tore und wir betraten die im Nebeldunst liegende Inkastadt. Nach ein paar „typischen“ Touristenfotos vor der atemberaubenden Kulisse, folgten wir den Schildern zur sogenannten Inka-Brücke. Der Weg dorthin: steinig, schmal, feucht, aber lohnenswert. Leider kann man besagte Brücke nicht (mehr) direkt betreten, da vor einigen Jahren wohl mal jemand dort abgestürzt ist. Na dann schau ich mir das lieber mit Sicherheitsabstand an...

6 Uhr morgensManchmal muss man in eine andere Richtung schauen, um etwas wirklich zu sehen.    Die Inkabrücke

 

Da wir für den Aufstieg auf den Machu Picchu Montaña mitbezahlt hatten (nur S./ 14 mehr), ging es für uns dann ab 7 Uhr zum Eingang, wo wir unsere Namen eintragen mussten (und nach dem Abstieg auch wieder unterschreiben mussten, um zu bestätigen, dass wir wieder hinuntergefunden hatten). Dann ging es los: zunächst gemächlich bergauf, ein bisschen steinig, aber in Ordnung. Irgendwann aber sahen wir nur noch Treppenstufen über Treppenstufen, schmal, rutschig und ziemlich steil, und wir kamen sehr ins Schwitzen und ins Schnaufen. Nach gut zwei Stunden hatten wir es geschafft. Mit einem Highfive besiegelten wir unseren Triumph und wurden mit einer einzigartig tollen Aussicht belohnt: die komplette Ruinenstadt und Huaynapicchu im Hintergrund von ganz oben, mal komplett vom Nebel verschluckt, mal völlig freigelegt. Nach einer kurzen Rast ging es wieder nach unten und nach weiteren anderthalb Stunden hatten wir die 2585 Stufen (hoch und hinunter: 6170) hinter uns gelassen.

Mittlerweile war die Sonne herausgekommen und wir cremten uns ein, bevor wir uns durch die – zugegeben extreme – Touristenmenge quetschten und uns die Stadt von nahem ansahen. Was nicht fehlen durfte: Intihuatana – „der Platz, an dem die Sonne angebunden ist“. Eine Art Sonnenuhr, mit der die Inka damals den jährlichen Sonnenlauf bestimmten konnten und der auch als Kalender für religiöse Feste diente. Das war vor allem deswegen wichtig, weil sie vom Ackerbau lebten und dieser natürlich nur funktioniert, wenn man weiß, wann man aussähen und ernten muss. Ziemlich clever. Vor ein oder zwei Jahren habe ich das erste Mal von Intihuatana gehört - ähnliche rituelle Steine mit der gleichen Funktion gibt es auch in anderen Inka-Ruinen (z.B. in Pisac) und mir hat die Übersetzung des Namens so gut gefallen, dass ich ihn unbedingt sehen wollte. Check! :) :) :)

Intihuatana! :)

 

Nach insgesamt gut siebeneinhalb Stunden Aufenthalt auf Machu Picchu fuhren wir mit dem Bus zurück nach Aguas Calientes – eigentlich hatten wir den Weg nach unten wandern wollen, aber da wir leider zu wenig Wasser dabei gehabt hatten und so schon sehr ausgetrocknet waren (und die Sonne uns zusätzlich noch auf den Pelz knallte), entschieden wir uns für den Bus. Im Hostel angekommen, saßen wir erst einmal eine halbe Stunde bewegungslos auf dem Sofa und tranken Wasser. Dann ging es samt Gepäck zum Zug, der uns nach Cusco zurückbringen sollte. Wie schon auf dem Hinweg gab es auch nun wieder etwas zu futtern und zu trinken und wir wurden sogar mit einem kleinen Unterhaltungsprogramm, inklusive Modenschau des Bordpersonals, unterhalten, das uns sehr schöne Kleidung aus Baby-Alpaca-Wolle vorstellte.

In Poroy angekommen, wurden wir wieder vom gleichen Taxifahrer empfangen, der uns zum Bahnhof gefahren hatte, da wir ausgemacht hatten, dass er uns abholen würde. Er fuhr uns in unser Hotel in Cusco, „Tierra Viva“, wo wir in unser wirklich sehr schönes Zimmer eincheckten, und ich mich nach einer warmen Duschen alle viere von mir gestreckt auf dem Bett ausruhte. Oh je, wie taten mir die Beine weh!

 

Am nächsten Morgen machten wir eine Stadtrundfahrt durch Cusco und besuchten die Inkaruine Sacsayhuamán, gelegen auf dem Hügel oberhalb der Stadt. Nur noch dreißig Prozent von dieser ehemaligen zeremoniellen Festung sind heute erhalten, da die spanischen Eroberer die teilweise tonnenschweren Steine in die Stadt nach unten schafften und mit ihnen die Grundmauern vieler neuerer Gebäude bildeten.

 

Den restlichen Tag schlenderten wir noch durch die Innenstadt, Plaza de Armas, Plaza San Blas, Avenida El Sol und holten dann abends unser Gepäck aus dem Hotel und fuhren zum Busbahnhof. Ab 20 Uhr ging es dann zurück nach Arequipa, wo wir Dienstagmorgen um 6:30 Uhr ankamen (Und ab 10 durfte ich dann zur Uni *schnüff*)


 

Ich glaube, die Reise zu Machu Picchu ist eins der touristischsten Ziele überhaupt in Perú, aber man kann einfach nicht hierherkommen, ohne es gesehen zu haben. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, so früh aufzustehen und als einer der ersten Menschen oben zu sein. Und auch der Zeitpunkt, der Anfang der Regenzeit, war perfekt; eine Kombination aus den mystischen, nebligen Morgenstunden und einem sonnigen und blaubehimmelten Vormittag hat uns einen schönen Tag beschert.

Und das ganze dann auch noch mit meiner allerliebsten Lieblingsmama – gibt es etwas Besseres? :-)