Zwei Feuerwerke und ein Abschied

03Jan2015

Als ich am 24. Dezember die Augen aufschlug, fühlte es sich an wie ein ganz gewöhnlicher Sommertag. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten. Kein Ho ho ho, kein Last Christmas im Radio und kein Herzklopfen. Hm. Nach dem Skypen mit der Familie, die schon zusammen saßen mit den Plätzchen auf dem Schoß und den Geschenken unterm Baum, machte auch ich mich ein bisschen schick und wartete lauschend ab.

Um 20 Uhr abends fuhren wir erst mal in den Supermarkt – ja genau. Mein Gastonkel wollte noch ein paar Geschenke besorgen und das eine Stunde vor Ladenschluss in einem Supermarkt, in dem sich zu diesem Zeitpunkt ungefähr die komplette arequipeñische Bevölkerung aufhielt. Meine Weihnachtsstimmung sank unter den Nullpunkt. Um 22 Uhr waren wir endlich wieder zu Hause, dann gab es Essen (HUNGER!), Truthahn samt Füllung mit Apfel- und Kartoffelpüree. Danach gab es Geschenke und um zwölf Uhr nachts wünschten wir uns alle fröhliche Weihnachten und schauten uns das Feuerwerk an, das hier (wie an Silvester) auch an Weihnachten üblich ist. Nach der heißen Schokolade mit Panetón (ähnlich wie Christstollen) saßen wir noch ein bisschen zusammen und dann bin ich ab ins Bett. Das deutsche Weihnachten mit meiner Familie gefällt mir definitiv besser, aber es war mal eine Erfahrung wert ;)

Fröhliche Weihnachten! :) Schoki und Paneton

 

Den nächsten Tag verbrachte ich mit Valerie, die ihre letzten Sachen für ihre Heimreise zusammenpackte. Abends begleitete ich sie und ihre Gastfamilie ans Busterminal, wo ich sie sogar ein bisschen beneidete, dass sie nach Hause flog. Aber das Gefühl verging schnell. Die kommenden Tage verbrachte ich hauptsächlich mit Emerson und ich merkte plötzlich, wie wahnsinnig schnell die Zeit verging. Dann war auch schon Silvester. Wir feierten bei Emersons Tante, wo es leckeren Pisco und etwas zu essen gab und wir um kurz vor Null Uhr damit begonnen, uns Reis, Mais und Linsen in alle Hosentaschen zu stecken – das soll Geldsegen im neuen Jahr bringen. Außerdem suchte sich jeder seine zwölf Trauben aus und bekam ein Glas Sekt. Vollbepackt ging es also aufs Dach, wo wir um Mitternacht unsere Trauben futterten – bei jeder darf man sich etwas wünschen, eine Traube steht für einen Monat im neuen Jahr. Dann schauten wir uns das Feuerwerk an und es gab ein paar Küsschen und Umarmungen.

Alles in allem fühlten sich diese letzten Tage von 2014 ziemlich surreal an. Weihnachten ohne kaltes Wetter und ohne Sonnenuntergang um 16:30. Ohne meine Familie, ohne leckere Plätzchen, ohne Weihnachtsmusik und Lebkuchen. Trotzdem war es eine Erfahrung, die ich machen wollte, musste und die mich, wie alles, was ich hier erlebe, bereichert hat. Und ich muss sagen – ich freu mich umso mehr auf Weihnachten im nächsten Jahr.

 

Frohes Neues!

Die Familie beim Essen :)