Extranjera soy - Erster Tag an der Uni

11Aug2014

"Por un barrio voy caminando con mi maleta

y con mi tumbao voy andando.

Y siento que todo el mundo me está mirando.

No vengo de acá y no entiendo qué están hablando."

(Culcha Candela - Extranjero soy)

 

Heute ist der erste Tag an der Uni. Es soll wohl um 9 Uhr ein Frühstück für alle ausländischen Studenten geben und dann bekommen wir unsere Stundenpläne, die wir aber in der ersten Woche noch umändern können. Zuerst gehen Valerie und ich ins Sekretariat, wo ich endlich auf die Frau treffe, mit der ich die ganze Zeit per Mail kommuniziert habe. Sie weiß sofort wer Valerie und ich sind. Nach uns kommen noch vier oder fünf Mädchen und zwei Jungs rein. Wir sind alle Deutsche, bis auf eine Französin und die zwei Kerle, die aus Chile und Argentinien kommen. Wir bekommen die Listen für unsere Kurse und dann führt uns Roxana (die Sekretärin) über den Campus. Von Frühstück ist keine Rede. Mir knurrt der Magen.

Der Campus ist ziemlich logisch aufgebaut, die Gebäude sind von A bis E nummeriert, und es gibt noch zwei Bibliotheken und eine Cafetería. Überall auf dem Campus ist es sehr grün, Kakteen, bunte Büsche, Bäume. An manchen Ecken gibt es kleine Kioske, um sich einen Snack oder etwas zu trinken zu kaufen. Und es läuft überall Unipersonal in entsprechender Kleidung herum und am Haupteingang gibt es ein Drehkreuz, wo man nur mit seinem Studentenausweis hineinkommt. Es sind aber noch ein, zwei mehr Tore offen, wo wir Austauschstudenten auch ohne durchkommen (wir bekommen unseren erst nächsten Montag).

Nach unserem kurzen Unirundgang, der mehr oder weniger informativ war, gehen Valerie und ich zurück nach Hause, frühstücken ein bisschen, und dann gehe ich allein zurück zur Uni zu meinem ersten Kurs – Comunicación oral, ein Kurs des zweiten Semesters. Hilfe, Hilfe, Hilfe! Alle sind jünger als ich, so um die 16 oder 17, und ich komme mir vor wie in einer 10. Klasse. Ich verstehe auch irgendwie die meiste Zeit nur Bahnhof. Bevor ich dann am Ende dann dem Dozenten sagen kann, dass ich Austauschstudentin bin, ist er schon aus dem Zimmer verschwunden – eine halbe Stunde früher. Okay?!

Mittags dann mein zweiter Kurs – Antropología cultural. Ich komme rein und grüße alle nett, aber sie starren mich nur an, als wäre ich ein Alien und ich setze mich einfach irgendwo hin. Ich glaube, ich bin schon wieder die Älteste hier. Kann ja heiter werden. Der Dozent verspätet sich und mir wird hier drin echt kalt. Brrrrrr. Meine Jacke hab ich nicht dabei, weil es mittags draußen schön warm und sonnig ist und ich dachte, ein Pulli und lange Hose reichen. Das mit der passenden Kleidung muss ich noch irgendwie ausbaldowern (schönes Wort, haha :D). Als die Dozentin (sollte das nicht eigentlich ein Mann sein?) dann fast 45 Minuten zu spät kommt, merke ich erst, dass ich im falschen Kurs bin. Tja, hätte ich mal besser gleich am Anfang einen von den Studenten gefragt, ob das der richtige Kurs ist. Die Dozentin erklärt mir, dass es eine Änderung im Stundenplan gab und ist sehr hilfsbereit. Sie notiert sich meine E-Mail Adresse und will sich für mich erkundigen, wann mein Kurs wirklich stattfindet. Ich bleibe trotzdem noch für den Rest des Kurses da, der wie mein vorheriger auch 30 Minuten früher endet. Erste Woche eben… ;-)

Nachmittags ziehe ich von Tania zu Magali in mein „richtiges“ Zimmer um. Ich packe dann erst mal alles aus, meine Klamotten in den Schrank, ein paar Sachen ins Bad, ein bisschen was auf den Schreibtisch. Ich merke, dass ich einfach viel zu viel Zeug dabei hab. Mama, falls du mich besuchen kommst: bring nen großen Koffer mit viel Extra Platz mit, du wirst wahrscheinlich einiges von mir wieder mitnehmen, haha :D Ich hänge ein paar Bilder an die Wand und mache es mir so wohnlich wie nur möglich. Eine Nachttischlampe und ein kleiner Spiegel fehlen mir irgendwie. Und eine Heizung, eindeutig. Denn nachts ist es ziemlich kühl und ich muss meine lange Jogginghose zum Schlafen anziehen und mich richtig in meine Bettdecke einmummeln.

Abends frage ich Magali, ob sie meine Schuhe gesehen hat, die ich am Sonntag aus Versehen bei Martha habe stehen lassen. Sie sagt, sie dachte es seien Marthas Schuhe gewesen, die sie vergessen hat und habe sie WEGGEWORFEN. Ich. flipp. aus!!! Ziehe mich in mein Zimmer zurück und heul erst mal ne Runde, schließlich habe ich die Schuhe erst vor drei oder vier Wochen neu gekauft. Nach 20 Minuten kommt Magali hoch und bringt mir meine Schuhe – ihr ist eingefallen, dass sie sie wegwerfen wollte, es aber noch nicht getan hatte. Uff!!! Ich bin erleichtert ;-) Den restlichen Abend verbringe ich mit Valerie in meinem und später in ihrem Zimmer und als ich gegen 12 Uhr nachts nach drüben will, ist die Wohnungstür zu und mein Schlüssel passt zwar, bewegt sich aber kaum. Valerie und ich versuchen fast 45 Minuten lang, diese Tür aufzubekommen, bis mein Gastvater schließlich von dem Lärm aufwacht und von innen aufschließt. Es war noch ein extra Schloss davor – sie hatten einfach nicht mitbekommen, dass ich gar nicht mehr in meinem Zimmer war. Ups....... :-O