... und dann kam der Sonntag (Kulturschock Teil II)

10Aug2014

Wollte mit meinen Eltern skypen, aber die Verbindung war super schlecht. Zum Frühstück gibt’s für mich ein Stück Kuchen von Magalis Geburtstag und einen Tee – hm… Eigentlich wollte ich heute mit Valerie nochmal in die Stadt und einmal zur Uni laufen, um zu sehen, wo sie ist und wie es da so aussieht. Aber Valerie muss mit ihren Gasteltern durch die Stadt und so habe ich nach dem Frühstück erst mal nichts zu tun und gehe auf mein Zimmer, lese, schaue Videos auf Youtube, habe Heimweh. Bin irgendwie traurig und habe das Gefühl, dass ich das alles nicht schaffe :-(

Hier ist einfach alles KOMPLETT anders: Das Haus ist sehr verwinkelt, sehr kühl, sehr groß. Alles in allem ziemlich chaotisch, unaufgeräumt, überhaupt nicht wie zu Hause. Die Zimmer sind alle sehr spartanisch eingerichtet, auch bei Valerie und bei mir und in meinem zukünftigen Zimmer (hab mal einen kurzen Blick reingeworfen). Die Bäder sind auch eher ernüchternd. Die Dusche bei Tania gibt nur handwarmes Wasser her, die bei Magali wohl auch schön warm, wie Martha erzählt hat. Die Küche ist ein heilloses Chaos. Wenn ich mein Geschirr wegbringen will, sagt Magali nur „Déjalo, déjalo“ (Lass es stehen). Ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht wohin damit, weil immer überall sauberes und auch dreckiges Geschirr herumsteht. Die Portionen sind immer sehr groß, viel zu groß für mich und es ist mir unangenehm, so viel übrig zu lassen. Außerdem ist es üblich Butter mit Salz zu essen. Oft gibt’s abends viiiiiel Brötchen auf dem Tisch, von denen jeder bestimmt 4 oder 5 isst, mit Butter und Marmelade oder ab und zu mal ein bisschen Wurst. Das Obst ist allerdings sehr lecker; die Orangen: mhmmmmm…! An das Essen muss ich mich noch sehr gewöhnen. Im Moment bin ich eben noch zaghaft, weil alle sagen, sie hätten sich am Anfang eine Magenverstimmung geholt, weil das Wasser nicht so gut ist wie in Deutschland oder weil das Essen ungewohnt ist – was glaube ich nur an unseren verwöhnten Bäuchen liegt und nicht an der Gastfamilie ;-) Überhaupt komme ich mir sehr wie eine verwöhnte Europäerin vor, weil einfach alles so anders ist. Puh. Es ist schwer, nicht immer alles mit zu Hause zu vergleichen und einfach alles so zu nehmen, wie es ist.

Kharla ruft mich später zum Mittagessen, aber ich habe überhaupt keinen Hunger. Als ich sehe, dass es wieder den Fisch mit trockenem Reis gibt, will ich am liebsten heulen. Ich würge ein bisschen was hinunter und bin froh, dass mich Martha fragt, ob ich mit ihr und ihrem Freund, der am Vorabend angekommen ist, eine Stadttour mitmachen will. Ich gehe mit, um mich abzulenken, was dann irgendwann auch ganz gut funktioniert. Ich mache das erste Mal mit meiner großen Kamera Fotos und wir gehen ins „Mundo Alpaca“, wo wir erfahren, wie Alpaca-, Lama-, Vicuña- und Guanaco-Wolle verarbeitet wird. Wir dürfen sogar Alpacas streicheln. Ooooh, so cool! :-))

 

Alpaca chiquita y yo

 

Ich hole in der Stadt noch ein bisschen Geld und zu Hause gibt es abends dann noch Tee und Nudeln mit Zwiebeln, Oliven und Tomate. Sehr lecker, aber wieder viiiiiel zu viel. Zum Nachtisch eine saftige Orange. Sitzen dann mit allen Austauschstudenten und der ganzen Familie am Tisch und reden und es ist sehr witzig und cool. Der erste Heimwehschock wäre damit überstanden. Die beiden Österreicherinnen reisen am Montag ab und ich weiß schon welches Zimmer ich nehme – das mit dem fantastischen Ausblick auf Arequipa und den Vulkan Misti.

  Ausblick aus meinem Zimmer

PS: Fanta ist hier übrigens orangen-orange und schmeckt nach flüssigem Zucker.